Über das Funktionieren

Pierre Muylle, Nanou Vandecruys, Mauritz Verlinden, Catharina Szonn, Julia Krause-Harder, u.v.m.
Goldstein Galerie, Frankfurt am Main

1. November 2022 – 31. Januar 2023

Im Sprechen über Kunst begegnet uns der Begriff Funktionieren immer wieder. Erscheint ein Kunstwerk stimmig dann „funktioniert“ es für den oder die Künstler*in. „Funktioniert“ das Werk noch nicht wird die Idee verworfen oder das Werk bearbeitet, bis es passt.

Gemeinhin gilt (bildende) Kunst als losgelöst von traditionellen funktionalen Aufgaben. Obwohl Kunst per Definition idealerweise befreit ist von Funktion im Sinne eines Zwecks, unterliegen künstlerische Produktion und Veröffentlichung von Kunst dennoch Aspekten des Funktionierens.

Das Funktionieren, – der reibungslose Ablauf bzw. das Arbeiten – spielt in der technischen Ausführung von Kunst eine zentrale Rolle. Durch Zusammenwirkung technischer Vorgänge entstehen Kunstwerke, die im besten Fall „funktionieren“.

Künstlerische Auseinandersetzungen mit diesem Thema finden sich in zeitgenössischen Arbeiten wie Cloaca von Wim Deloyes oder der bekannten Kettenreaktion Der Lauf der Dinge von Peter Fischli und David Weiss, die in ihrer technischen Ausführung als Kommentare zur Funktionalität oder Dysfunktionalität gelesen werden können. Die Frankfurter Künstlerin Catharina Szonn wirft in ihren Skulpturen die Frage auf, was passiert, wenn etwas nicht mehr funktioniert?

Neben der Frage nach dem Funktionieren innerhalb der technischen Produktion von Kunst stellt sich zudem die nach dem gesellschaftlichen Funktionieren der Künstler*innen. Soziale Prägungen können den künstlerischen Werdegang beeinflussen und darüber bestimmen, wie jemand in der Gesellschaft und auf dem Kunstmarkt „funktioniert“.

In der gleichnamigen Veranstaltungsreihe widmet sich die Goldstein Galerie deshalb neben dem technischen, auch dem des gesellschaftlichen Funktionierens als Aspekt künstlerischen Schaffens.

Gäste sind: Pierre Muylle, Nanou Vandecruys, Mauritz Verlinden, Dijf Sanders, Catharina Szonn, Julia Krause-Harder u.a.

 

Programm

 

Residenz und Präsentation
The crip school, Teil II
Residenz 1.–19. November
Eröffnung, 7. November, 19 Uhr
Präsentation, 8.–19. November, 12–18 Uhr

Die belgischen Künstler*innen Nanou Vandecruys, Mauritz Verlinden und Julia Krause-Harder aus dem Atelier Goldstein vereint die künstlerische Gewohnheit zu Sammeln und Verwerten, Trennen und Vereinen, Erproben und Belasten, Zerlegen und Montieren.

Sie alle trafen sich erstmals bei einer gemeinsamen Künstler*innenresidenz in Kortrijk, Belgien. Einer Einladung von Wit.h folgend, arbeiteten sie zunächst separat auf einem ganzen Stockwerk des Buda Kunstencentrum und vermittelten sich so gegenseitig ihre Arbeitsweise und Techniken. Nach einigen Tagen gingen Teile der einzelnen Techniken und Werke ineinander über und beeinflussten sich gegenseitig. Dabei kamen Sounddesign, textile Gestaltung sowie Installationen zum Einsatz.

Nun wird diese Arbeitsweise durch ein weiteres Zusammentreffen der Beteiligten in der Goldstein Galerie vertieft und Arbeitsergebnisse dort ebenfalls gezeigt werden. Die Suche nach einer gemeinsamen Geste soll im Verlauf dieser Arbeitseinheit fortgeführt und in einem finalen Treffen im Museum Dr. Guislain finalisiert werden.

 

 

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Workshop

Identikits
Ab wann funktioniert Identität?
24. und 25. November 16–19 Uhr
26. und 27. November 14–17 Uhr

In diesem freien Workshop geht es um das Experimentieren mit sogenannten Phantombildern. Dabei können Gesichter aus Bestehendem neu zusammengefügt oder verändert werden.
Das Prinzip des Mix and Match, also das Dekonstruieren und Neuordnen, bringt separierte Gesichtspartien in neue Zusammenhänge. Bekannt u. a. aus polizeilicher Ermittlungsarbeit zur Identifizierung unbekannter Personen funktioniert das sogenannte Identikit auf genau diese intuitive, analoge Weise.

Ästhetisch betrachtet stellen sich dabei Fragen zu Gesichtsausdruck und Charakter, Wiedererkennungswert und Verzerrung der entstehenden Porträts.

Hilfsmittel sind ein Kopierer zum Scannen und Ausdrucken von Gesichtern sowie Zeichnung für eine analoge Arbeitsweise und digitale Bildbearbeitungsprogramme.

Der Workshop wendet sich sowohl an Kinder ab 6 Jahren als auch an Erwachsene.

 

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Installation und Talk

„All Watched Over by Machines of Loving Grace“
mit Catharina Szonn
Talk, 15. Dezember, 19 Uhr
Präsentation, 15. Dezember 2022–15. Januar 2023

Die Künstlerin Catharina Szonn setzt sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit technologischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten unserer Gegenwart auseinander, bei der sie Maschinen als hinterbliebene Kollaborateur*innen einer unentwegten Idee von wirtschaftlicher Expansion darstellt. Ihre raumgreifenden Installationen stellen auf poetische Weise Fragen nach dem Verhältnis zwischen Mensch und Technologie, Fortschritt und Scheitern. Die von ihr verwendeten Maschinen und Geräte sind allesamt in ihrer Wirtschaftlichkeit obsolet geworden und werden oftmals in direkten Kontrast zur Kurzlebigkeit von Einwegwaren gestellt. Dabei wird auch die Frage laut, was passiert, wenn etwas nicht mehr funktioniert.

Für die Galerie Goldstein wird Catharina Szon eine Installation entwickeln, die ab dem 15. Dezember im Schaufenster der Galerie zu sehen sein wird.

 

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Konzert

Vom Rondo zu Präludium und Funk
Über das Funktionieren in der Musik
14. Januar 2023, 19 Uhr

Wenn es um Musik geht, haben wir meist ein klares, intuitives Verständnis davon, ob sie richtig klingt oder nicht. Aber was bestimmt, ob Musik für uns funktioniert oder nicht? Und welche Funktion hat Musik für uns? Wie unterscheiden sich die Antworten auf diese Fragen hinsichtlich von Zeit und Ort? Ein Ensemble Studierender der HfMDK untersucht unter der Leitung von Prof. Jaan Bossier (Ensemble Modern) das Funktionieren von Musik anhand von vier sehr verschiedenen Stücken.

Das LIV-Quartett spielt Stücke von Tomasi, Haydn, Brotons und Connesson

Klarinette/Es-Klarinette: Laia Haro Catalan
Klarinette: Vanessa Klöpping
Klarinette/Bassetthorn: Julia Sola Cabrera
Bassklarinette: Naama Caspo-Goldstein

Kammermusik aus der Klasse von Prof. Jaan Bossier, Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main.

 

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Dinner

Tafelzeug
Konstruieren und Kochen
19. Januar 2023, 19 Uhr

Jenseits der sogenannten Bestecksprache von Knigge weiß jeder, wie Messer, Gabel, Löffel oder Stäbchen funktionieren. Auch wenn in den meisten Kulturen auf Besteck verzichtet wird, ist für uns das Essen ohne diese allgegenwärtigen Werkzeuge nicht denkbar. Hier setzt das Experiment des Abends an. Gäste der Goldstein Galerie konstruieren aus vorgegebenen Materialien ihr eigenes Besteck. Das anschließende gemeinsame Abendessen wird zum ultimativen Funktionstest. Garantiert Knigge frei!

Nur mit Anmeldung an , maximal 8 Gäste.