Über das Scheitern

Frédéric Ehlers, Jakob Hoffmann, Thomas von Steinaecker u. a.
Goldstein Galerie, Frankfurt am Main

4. September – 31. Oktober 2023

„Scheitern ist keine Option.“, so lautet ein berühmtes Zitat aus dem Hollywood-Film Apollo 13. Der amerikanische Soziologe Richard Sennett hat das Scheitern gar als das große Tabu der Moderne bezeichnet. In einer leistungsorientierten Welt hat das Scheitern einen schlechten Ruf. Dabei kann sich Scheitern positiv auf die persönliche Weiterentwicklung und Kreativprozesse auswirken. „Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better.“ formulierte der irische Schriftsteller Samuel Becket einst und betonte damit die positive Kraft des Scheiterns. Franz Kafka und Wolfgang Beltracchi sind prominente Beispiele gescheiterter Künstler, die dennoch oder gerade wegen ihres Scheiterns weltbekannt sind. In Werken von Bruce Nauman ist das Scheitern gar zum zentralen künstlerischen Thema erkoren.

Was also bedeutet das Scheitern im Feld der Kunst? Zu Scheitern gilt oftmals als Ausgangspunkt für den künstlerischen Schaffensprozess. Häufig geht die Negativerfahrung dem Schaffen voran und gilt als kreativer Motor. So ist der künstlerische Prozess selbst geprägt von Fehl- und Rückschlägen. Bis ein Werk veröffentlicht werden kann, scheitern viele Künstler*innen bereits an der Technik, der Beschaffenheit der Materialien, dem ökonomischen Druck oder an Selbstzweifeln.

Ab wann aber gilt ein Künstler oder sein Werk als gescheitert? Ist das Scheitern die Grundbedingung für das große künstlerische Schaffen oder lediglich eine romantisierte Vorstellung von der gemeinhin als „brotlos“ charakterisierten Kunst? Welche Rolle spielt das Scheitern im künstlerischen Prozess? Diesen Fragen geht die Goldstein Galerie in einer neuen Veranstaltungsreihe „Über das Scheitern“ ab September 2023 auf den Grund.

 

Programm

 

CUT
Ende offen. Das Buch der gescheiterten Kunstwerke
Lesung mit Thomas von Steinaecker
4. September, 19.30 Uhr, Goldstein Galerie

Wenn etwas nicht zu Ende gebracht wird, gilt es meist als gescheitert. Das gilt auch für Kunstwerke. In seinem Buch „Ende offen. Das Buch der gescheiterten Kunstwerke“ geht Thomas von Steinaecker einer großen Zahl dieser unvollendeten Werke nach – von Gaudi bis zu den Beach Boys. Und es erweist sich, dass nicht alles Unfertige wirklich als gescheitert gelten muss. Thomas von Steinaecker macht Filme (zuletzt über Werner Herzog), schreibt Szenarien (zuletzt über Karlheinz Stockhausen) und ist Schriftsteller. Sein Roman „Die Verteidigung des Paradieses“ war für den Deutschen Buchpreis nominiert.
Moderation: Jakob Hoffmann

 

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Workshop
läuft
21. bis 24. September, Goldstein Galerie
Do und Fr von 16 – 19 Uhr, Sa und So von 14 – 17 Uhr

Eine sogenannte Nonsens-Maschine funktioniert nach dem Prinzip der Kettenreaktion und kann oftmals viele und wenige Dinge zugleich. Sie überträgt Bewegungen und Impulse auf spektakulär umständliche Art und Weise, verzögert und beschleunigt den Prozess völlig grundlos und stellt dadurch das Ergebnis in Frage.

Im Film „Zurück in die Zukunft“ wird der Hund von Doc Emmet Brown während seiner Abwesenheit durch einen solch verketteten Mechanismus mit Futter versorgt. Ausgelöst durch unzählige tickende Uhren und ein Radio, schaltet die „Feeding-Machine“ auf ihrem Weg zum Dosenöffner noch eine Kaffeemaschine und einen Fernseher an.

Die Nonsens-Maschine ist also weder effizient noch praktisch und funktioniert daher vor allem im Verweis auf sich selbst und ihren Unterhaltungswert. So kann sie gelegentlich auch versagen, ohne dabei ihr Ziel zu verfehlen.

Im Workshop läuft können solche Maschinen und Mechanismen völlig frei entworfen, gebaut und miteinander kombiniert werden. Material und Unterstützung beim Bau gibt es vor Ort, kann aber auch mitgebracht werden.

Für Kinder ab 6 Jahren und Erwachsene. Die Teilnahme ist kostenlos und ohne Anmeldung möglich.

Mit Jan Frederik Berger und Jorma Foth

 

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Residenz und Präsentation
Frédéric Ehlers
Residenz: 29. September – 11. Oktober
Eröffnung: 12. Oktober, 19 Uhr
Präsentation: 13.– 28. Oktober

In seinen Performances versucht der Künstler Frédéric Ehlers zu entdecken, wie viele eigene und fremde Bewegungen in ihm wohnen. Daraus lässt er ein Spiel aus vertrauten, abgewandelten und gänzlich neuen Gesten entstehen.

Seine Bewegungsstudien greifen immer wieder das Prinzip des Trial und Errors auf, also das Aufreiben, Abbrechen, Neubeginnen. Die Figuren können dabei oftmals hölzern, schwerfällig oder ir­ri­tie­rend in der Durchführung wirken. Gleichzeitig entwickeln sie daraus Momente der Leichtigkeit, Grazie und einen präzisen Humor, auch bedingt durch die besonderen Umgebungen in denen sie stattfinden.

Im Rahmen einer zweiwöchigen Residenz wird Frédéric Ehlers neue Bewegungen in und um die Goldstein Galerie entwickeln, die ab dem 13. Oktober dort in Form einer Ausstellung zu sehen sind. Zur Eröffnung am 12. Oktober wird eine Performance davon zu erleben sein.

 

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Barabend
Glitch Karaoke
2. November, 19 Uhr

Der Karaokeabend vom 26. Oktober muss aus terminlichen Gründen leider auf den 2. November verschoben werden.

Der Glitch (oder auch Panne) meint in der bildenden Kunst oder Musik ein bewusst eingesetztes Missgeschick, kleine Fehler oder Fehlfunktionen, die die Strenge oder Regelhaftigkeit eines Werkes brechen. Dieses Prinzip soll auf einen Karaokeabend in der Goldstein Galerie übertragen werden: Das Playback wird in homöopathischen Dosen manipuliert, die Glitches sollen die Mitspieler*innen herausfordern und so die Anspannung und den Spaß steigern.

Die Teilnahme ist kostenlos und ohne Anmeldung möglich.