Verbindungen unter Kunstschaffenden führen häufig zur Ausdehnung der jeweiligen Wirkungsbereiche, zu einer Form von Verbundenheit und zu gemeinsamen Ideen oder Idealen. Es geht um einen natürlichen gegenseitigen Nutzen, den Ausgleich von individuellen Fähigkeiten.
In diesem Sinne entstehen unentbehrliche Netzwerke, die mindestens zur Steigerung der Aufmerksamkeit und manchmal zu künstlerischen Kooperationen führen.
Eine Verbindung führt zur Bündelung etlicher Ressourcen, zur gegenseitigen Inspiration und vermag idealerweise mehr als der Einzelne. Dennoch kann die Kooperation in ihrer gesteigerten Form, dem Kollektiv, auch fragwürdig sein: Welche Rolle spielt der Einzelne? Was bedeutet Autorenschaft in solch einem Gefüge? Wie werden Entscheidungen getroffen? Wie künstlerisch und sozial verträglich ist das alles für den Einzelnen?
Künstlergruppen sind derzeit in aller Munde, nicht zuletzt durch z.B. Ruangrupa als Leitung der documenta 15. Häufig geht es dabei um gesellschaftliche Effekte oder Dynamiken, die erst in der Verbindung von einzelnen Künstlerinnen und Künstlern möglich werden.
Überträgt man diese einfachen Gedanken auf Häuser wie das Atelier Goldstein, das sich explizit nicht als Kollektiv versteht, sorgen auch hier die stetig wachsenden Verbindungen für komplexe Dynamiken. Autodidakten treffen auf Künstlerinnen aus dem akademischen Kontext, sie lernen voneinander und gehen entscheidende Schritte zu einer langfristigen Professionalisierung gemeinsam. Das geht weit über den Gedanken einer künstlerischen Assistenz hinaus.
Residenz und Präsentation Art Ashram – Und dann regnet es
Residenz: 21. – 27. Juni Soft Opening: 26. Juni, ab 17 Uhr Präsentation: 30. Juni – 10. Juli, Mittwoch – Samstag, 12 – 18 Uhr
Art Ashram ist ein durchlässiges Kollektiv. Aus den regelmäßigen gemeinsamen Arbeitsaufenthalten entstand ein durchlässiges Kollektiv mit festem Kern und wechselnden Teilnehmer*innen. Allen gemein ist das Interesse, Wissen, Fähigkeiten und Ideen als wirtschaftliche Produktionsmittel innerhalb der Gruppe gegenseitig zur Verfügung zu stellen und so ein eigenständiges Werk zu gestalten, das über die Grenzen des Individuellen hinausgeht.
Art Ashram macht sein Gemeinwesen in unterschiedlichen Formen von Kultur sichtbar. Sie entwickeln neue Geschäftsmodelle, widmen sich der kommerziellen Parfümherstellung, erfinden analoge Mining Games, besiedeln Ausstellungsräume. Es sind Spiele, die mit ihren besonderen Regeln das Publikum zur Komplizenschaft einladen und auf ein kollektives Erlebnis abzielen. Ironie, Manipulation, Verführung und Witz spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Mit dem Rückgriff auf alte Kulturtechniken hinterfragen sie das gängige Gefüge von Zeit, Arbeit und Produkt. Indem sie die Beteiligten für den Zustand der Selbstvergessenheit sensibilisieren, erhalten Ästhetik, Nützlichkeit und Wert eine persönliche Bedeutung.
Nach Frankfurt reist jeder mit seinem eigenen Gepäck, mit Material, mit Materialschwäche und Materialstärke, um sich in einer Ecke der Galerie nieder zu lassen. Von hier aus beginnt es zu mäandern. Ein Konstrukt aus trennenden Mächten, aus von der Straße geholten Steinen und Plankton, denen man zuhören kann. Das, was da wuchert, sich verbindet, sich gegenseitig begünstigt oder blockiert, wird anderes sowie sich selbst durchdringen, um weiter wachsen zu können. Was da entsteht, ist Gaia, ist Autoreifen, ist Pony, ist Rührgerät, ist Spiel, ist Ernst – es hat unbedingt etwas miteinander zu tun, es sträubt sich, es küsst, es ist verbunden, ob es will oder nicht.
Das betrifft, wie so oft in den Arbeiten von Art Ashram, auch diejenigen, die zuschauen kommen. Ja, und dann fängt es, wie jeden Tag, pünktlich um 18.00 Uhr an zu regnen.
(Art Ashram)
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Scheune und die Welt
29. Juni 2021, 20 Uhr
Ruangrupa leitet die nächste documenta 2022. Das Künstlerkollektiv aus Indonesien formuliert seinen Ansatz für die d 15:
Wir wollen eine global ausgerichtete, kooperative und interdisziplinäre Kunst- und Kulturplattform schaffen, die über die 100 Tage der documenta 15 hinaus wirksam bleibt. Unser kuratorischer Ansatz zielt auf ein anders geartetes, gemeinschaftlich ausgerichtetes Modell der Ressourcennutzung – ökonomisch, aber auch im Hinblick auf Ideen, Wissen, Programme und Innovationen.
Vor wenigen Wochen erschien die Nominierungsliste für den renommierten Turner-Prize – darauf sind erstmals ausschließlich Gruppen und Kollektive zu finden.
Haben wir es mit einer Modeerscheinung zu tun oder ereignet sich hier eine substanzielle Veränderung in der Welt der Ausstellungen und ihrer Repräsentationen? Ist die Betonung von Netzwerken, Zusammenarbeit und sogar Freundschaften in dieser Sphäre eine Phase des sozialromantischen Kitsches oder eine längst überfällige Reformierung des Starsystems?
Die Berliner Gruppe Art Ashram ist im Rahmen des Residenzprogramms der Goldstein Galerie sieben Tage zu Gast in Frankfurt. Sie bezeichnet sich selbst als offene Plattform für überindividuelles künstlerisches Arbeiten.
Swantje Karich ist stellvertretende Leiterin des Feuilletons der Tageszeitung Die Welt und spricht am 29. Juni gemeinsam mit Art Ashram und Jakob Hoffmann über kollektives künstlerisches Arbeiten.
In dem umfangreichen Werk von Franziska Furter (Basel) spielen Verdichtungen und Explosionen immer wieder eine wichtige Rolle. In ihrer Serie „storms“ arbeitet die Künstlerin mit Nylonfäden, die zu abstrakten Formen und Strukturen verknotet werden.
Am 14. Juli, 19 Uhr trifft sie in der Goldstein Galerie auf den Pfadfinder und Designer Kilian Frank sowie die Chirurgin Carli Hoffmann. Der Abend bietet eine Auseinandersetzung mit der künstlerischen Praxis des Knotens und einige sehr praktische Anwendungen in Medizin und Freizeit. Als weitere künstlerische Position werden Filme über den belgischen Künstler Pascal Tassini (Créahm) zu sehen sein, in dessen Werk Knoten zu abstrakten Skulpturen wuchern.
Bei dem sich anschließenden, mehrtägigen Workshop soll das Angenehme zu etwas Nützlichem verbunden werden. Eine große, zusammenhängende textile Struktur zur zukünftigen Nutzung als räumliche Unterteilung, als Vorhang, als Hinter- und Vordergrund in der Goldstein Galerie. Etwas das bleibt als Beleg einer Verbundenheit.
Vom 15.07. bis zum 24.07. können sich Besucherinnen an der Herstellung beteiligen. Es wird ein einheitliches Fadenmaterial zur Verfügung stehen, die Technik und Art und Weise der Verarbeitung bleibt jedem selbst überlassen. So sollen sich Abschnitte mit verschiedenen Handschriften zu einer individuellen Struktur verbinden, vereint in ein und dem selben Material.
Über das Verbinden
Verbindungen unter Kunstschaffenden führen häufig zur Ausdehnung der jeweiligen Wirkungsbereiche, zu einer Form von Verbundenheit und zu gemeinsamen Ideen oder Idealen. Es geht um einen natürlichen gegenseitigen Nutzen, den Ausgleich von individuellen Fähigkeiten.
In diesem Sinne entstehen unentbehrliche Netzwerke, die mindestens zur Steigerung der Aufmerksamkeit und manchmal zu künstlerischen Kooperationen führen.
Eine Verbindung führt zur Bündelung etlicher Ressourcen, zur gegenseitigen Inspiration und vermag idealerweise mehr als der Einzelne. Dennoch kann die Kooperation in ihrer gesteigerten Form, dem Kollektiv, auch fragwürdig sein: Welche Rolle spielt der Einzelne? Was bedeutet Autorenschaft in solch einem Gefüge? Wie werden Entscheidungen getroffen? Wie künstlerisch und sozial verträglich ist das alles für den Einzelnen?
Künstlergruppen sind derzeit in aller Munde, nicht zuletzt durch z.B. Ruangrupa als Leitung der documenta 15. Häufig geht es dabei um gesellschaftliche Effekte oder Dynamiken, die erst in der Verbindung von einzelnen Künstlerinnen und Künstlern möglich werden.
Überträgt man diese einfachen Gedanken auf Häuser wie das Atelier Goldstein, das sich explizit nicht als Kollektiv versteht, sorgen auch hier die stetig wachsenden Verbindungen für komplexe Dynamiken. Autodidakten treffen auf Künstlerinnen aus dem akademischen Kontext, sie lernen voneinander und gehen entscheidende Schritte zu einer langfristigen Professionalisierung gemeinsam. Das geht weit über den Gedanken einer künstlerischen Assistenz hinaus.
Residenz und Präsentation
Art Ashram – Und dann regnet es
Residenz: 21. – 27. Juni
Soft Opening: 26. Juni, ab 17 Uhr
Präsentation: 30. Juni – 10. Juli, Mittwoch – Samstag, 12 – 18 Uhr
Art Ashram ist ein durchlässiges Kollektiv. Aus den regelmäßigen gemeinsamen Arbeitsaufenthalten entstand ein durchlässiges Kollektiv mit festem Kern und wechselnden Teilnehmer*innen. Allen gemein ist das Interesse, Wissen, Fähigkeiten und Ideen als wirtschaftliche Produktionsmittel innerhalb der Gruppe gegenseitig zur Verfügung zu stellen und so ein eigenständiges Werk zu gestalten, das über die Grenzen des Individuellen hinausgeht.
Art Ashram macht sein Gemeinwesen in unterschiedlichen Formen von Kultur sichtbar. Sie entwickeln neue Geschäftsmodelle, widmen sich der kommerziellen Parfümherstellung, erfinden analoge Mining Games, besiedeln Ausstellungsräume. Es sind Spiele, die mit ihren besonderen Regeln das Publikum zur Komplizenschaft einladen und auf ein kollektives Erlebnis abzielen. Ironie, Manipulation, Verführung und Witz spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Mit dem Rückgriff auf alte Kulturtechniken hinterfragen sie das gängige Gefüge von Zeit, Arbeit und Produkt. Indem sie die Beteiligten für den Zustand der Selbstvergessenheit sensibilisieren, erhalten Ästhetik, Nützlichkeit und Wert eine persönliche Bedeutung.
Nach Frankfurt reist jeder mit seinem eigenen Gepäck, mit Material, mit Materialschwäche und Materialstärke, um sich in einer Ecke der Galerie nieder zu lassen. Von hier aus beginnt es zu mäandern. Ein Konstrukt aus trennenden Mächten, aus von der Straße geholten Steinen und Plankton, denen man zuhören kann. Das, was da wuchert, sich verbindet, sich gegenseitig begünstigt oder blockiert, wird anderes sowie sich selbst durchdringen, um weiter wachsen zu können. Was da entsteht, ist Gaia, ist Autoreifen, ist Pony, ist Rührgerät, ist Spiel, ist Ernst – es hat unbedingt etwas miteinander zu tun, es sträubt sich, es küsst, es ist verbunden, ob es will oder nicht.
Das betrifft, wie so oft in den Arbeiten von Art Ashram, auch diejenigen, die zuschauen kommen. Ja, und dann fängt es, wie jeden Tag, pünktlich um 18.00 Uhr an zu regnen.
(Art Ashram)
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Scheune und die Welt
29. Juni 2021, 20 Uhr
Ruangrupa leitet die nächste documenta 2022. Das Künstlerkollektiv aus Indonesien formuliert seinen Ansatz für die d 15:
Wir wollen eine global ausgerichtete, kooperative und interdisziplinäre Kunst- und Kulturplattform schaffen, die über die 100 Tage der documenta 15 hinaus wirksam bleibt. Unser kuratorischer Ansatz zielt auf ein anders geartetes, gemeinschaftlich ausgerichtetes Modell der Ressourcennutzung – ökonomisch, aber auch im Hinblick auf Ideen, Wissen, Programme und Innovationen.
Vor wenigen Wochen erschien die Nominierungsliste für den renommierten Turner-Prize – darauf sind erstmals ausschließlich Gruppen und Kollektive zu finden.
Haben wir es mit einer Modeerscheinung zu tun oder ereignet sich hier eine substanzielle Veränderung in der Welt der Ausstellungen und ihrer Repräsentationen? Ist die Betonung von Netzwerken, Zusammenarbeit und sogar Freundschaften in dieser Sphäre eine Phase des sozialromantischen Kitsches oder eine längst überfällige Reformierung des Starsystems?
Die Berliner Gruppe Art Ashram ist im Rahmen des Residenzprogramms der Goldstein Galerie sieben Tage zu Gast in Frankfurt. Sie bezeichnet sich selbst als offene Plattform für überindividuelles künstlerisches Arbeiten.
Swantje Karich ist stellvertretende Leiterin des Feuilletons der Tageszeitung Die Welt und spricht am 29. Juni gemeinsam mit Art Ashram und Jakob Hoffmann über kollektives künstlerisches Arbeiten.
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Veranstaltung und Workshop
Knotenpunkt
Veranstaltung: 14. Juli, 19 Uhr
Offener Workshop: 15.–24. Juli, Mittwoch–Samstag 12–18 Uhr
In dem umfangreichen Werk von Franziska Furter (Basel) spielen Verdichtungen und Explosionen immer wieder eine wichtige Rolle. In ihrer Serie „storms“ arbeitet die Künstlerin mit Nylonfäden, die zu abstrakten Formen und Strukturen verknotet werden.
Am 14. Juli, 19 Uhr trifft sie in der Goldstein Galerie auf den Pfadfinder und Designer Kilian Frank sowie die Chirurgin Carli Hoffmann. Der Abend bietet eine Auseinandersetzung mit der künstlerischen Praxis des Knotens und einige sehr praktische Anwendungen in Medizin und Freizeit. Als weitere künstlerische Position werden Filme über den belgischen Künstler Pascal Tassini (Créahm) zu sehen sein, in dessen Werk Knoten zu abstrakten Skulpturen wuchern.
Bei dem sich anschließenden, mehrtägigen Workshop soll das Angenehme zu etwas Nützlichem verbunden werden. Eine große, zusammenhängende textile Struktur zur zukünftigen Nutzung als räumliche Unterteilung, als Vorhang, als Hinter- und Vordergrund in der Goldstein Galerie. Etwas das bleibt als Beleg einer Verbundenheit.
Vom 15.07. bis zum 24.07. können sich Besucherinnen an der Herstellung beteiligen. Es wird ein einheitliches Fadenmaterial zur Verfügung stehen, die Technik und Art und Weise der Verarbeitung bleibt jedem selbst überlassen. So sollen sich Abschnitte mit verschiedenen Handschriften zu einer individuellen Struktur verbinden, vereint in ein und dem selben Material.