Über das Schreiben

Franz von Saalfeld, Bert Rebhandl u.a.
Goldstein Galerie, Frankfurt am Main

Über das Schreiben

Für viele bildende Künstlerinnen und Künstler ist das Schreiben mehr als nur das Notieren von Gedanken zur eigenen Arbeit oder der Text eines Autors über das künstlerische Werk. Vielmehr findet das Schreiben innerhalb der visuellen Arbeit statt und wird, wie z.B. bei Cy Twombly, als Spur ein Teil der Bilderzählung oder, wie in den konzeptuellen Werken von z.B. Jenny Holzer, Lawrence Weiner oder On Kawara, zum eigentlichen Bild: Textfragmente oder Statements als Skulpturen, eine Information als Malerei. Ganz selbstverständlich wird hier der Text als literarisches Material zum Repertoire der bildenden Kunst und löst sich mitunter darin auf. Andere Zeitgenossen streifen in ihren Arbeiten wiederum viel deutlicher die Literatur, so auch der Atelier Goldstein Künstler Franz von Saalfeld. In seinem stark autobiografischen Werk ist die Schrift im Sinne einer Bildbeschreibung oder theatralen Erzählung von zentraler Bedeutung. In der Themenreihe „Über das Schreiben“ geht die Goldstein Galerie auf diese besonderen Aspekte der Schrift und der Sprache als Material in der visuellen Kunst ein.

Über das Schreiben ist eines von zwölf Themen, mit denen sich die Goldstein Galerie seit Mitte 2020 den Praktiken, Themen und Aspekten des künstlerischen Arbeitens zuwendet.

Bisherige Themen waren Über das Sammeln, Über das Reisen, Über das Verbinden und Über das Spielen.

 


Der Filmschriftsteller Jean-Luc Godard
Bert Rebhandl

16. November 2021, 19.30 Uhr

Jean-Luc Godard ist der Schriftsteller unter den Filmemachern. Literatur kommt in seinen Filmen ständig vor – als Zitat, als Bezugspunkt aber häufig auch als Zeichen, als Buch. Die Schrift selbst spielt eine wichtige Rolle. „Inserts kommentieren das Geschehen, die Titel- und End-Credits sind nicht bloß informativ, sondern visuelle Poesie.“ Volker Pantenberg meint, man könnte „seine gesamte Arbeit als kompensatorische Geste eines gescheiterten Schriftstellers deuten“.

In seiner großartigen Biografie „Jean-Luc Godard. Der permanente Revolutionär“ geht der Filmwissenschaftler und FAZ-Kritiker Bert Rebhandl auch diesen Fragen nach. In Vortrag und Gespräch und anhand von Beispielen stellt er Godard als Filmschriftsteller vor.

Moderation: Jakob Hoffmann

Es gilt die 3G-Plus-Regel (Getestet = PCR-Test)

_____________ 

 

Workshop
Sprechen in Abwesenheit

Offener Workshop: 17.–27. November 
Öffnungszeiten: Mittwoch–Samstag 12–18 Uhr

Der Titel diese Workshops bezeichnet Schrift als das Hinterlassen von wörtlicher Rede. Sich geschriebene Texte laut vorzulesen war lange eine gängige und auch weitgehend die einzige Praxis, um diese zu entschlüsseln. Eine Epoche der sich stetig verändernden Lesegewohnheiten.
Die Vermischung von Sprach-, Bild- und Textform in der alltäglichen, digitalen Kommunikation bedingt dabei eine neue Form des Lesens.

Auch in diesem Workshop geht es um das Hinterlassen von wörtlicher Rede. Besucher können mit Zitaten aus ihren eigenen Chats und Nachrichten Unterhaltungen führen, auf hinterlassene Erzählungen antworten, eingehen, ihnen widersprechen. So sollen abstrakte Dialoge um Themen entstehen, welche sich erst innerhalb der Situation formieren.

Besucher oder Passanten können spontan teilnehmen und sich direkt in der Galerie anmelden.

Es gilt die 3G-Regel 

 

_____________

Veranstaltung und Ausstellung

»Er strahlt und lächelt ein bisschen und schaut von oben auf alle runter«

Inszenierte Lesung mit Franz von Saalfeld und Atelier Goldstein
30. November, 19 Uhr
Es gilt die 2G-Plus-Regel

Ausstellung
1.–18. Dezember 2021, Mittwoch–Samstag 12–18 Uhr
Es gilt die 3G-Regel 

Der Atelier Goldstein Künstler Franz von Saalfeld wurde 1961 in Ingelheim am Rhein geboren. Aufgewachsen in einer Künstlerfamilie hat von Saalfeld seit seiner frühen Jugend ein umfangreiches künstlerisches Werk geschaffen, in dem er seine Biografie, sowie das alltägliche Leben in einer deutschen Kleinstadt auf poetische und hintergründige Weise porträtiert. In seinen Beschreibungen dieser biografischen und surrealen Szenen ist die Schrift ganz selbstverständlich immer wieder Teil des Bildes, sei es als Untertitel, als Überschrift, in einer Sprechblase oder als ganzseitige Erzählung auf der Rückseite eines Aquarells. Sie erweitert, entrückt oder ordnet die Geschichten seiner Papierarbeiten, mitunter entstehen somit auch Serien mit einer festgelegten Abfolge.

Diese Nähe zur Literatur gipfelt in Franz von Saalfelds Bühnenstück „Hans Ulrich“, das über 215 doppelseitig handgeschriebene Seiten umfasst. Zu diesem Stück sind bis heute nahezu 100 minutiös gearbeitete Bühnenmodelle entstanden. Anläßlich seines 60. Geburtstags veranstaltet die Goldstein Galerie am 30. November eine inszenierte Lesung, in der ausgewählte Szenen vorgetragen werden. Gerahmt wird diese Lesung mit einer gebührenden Atmosphäre, Bühnenmodellen und Franz von Saalfeld an der Posaune.

In der anschließenden Ausstellung zeigt von Saalfeld Aquarelle, Texte und Bühnenmodelle. In vielen seiner Arbeiten gibt es einen starken Bezug zur Literatur. So nutzt er Schrift in seinen Werken sowohl für Dialoge und Gedanken seiner Charaktere als auch für die Beschriftung von Geschäften, Straßen- und Ortsnamen oder als Betitelung einer Szenerie. Die Art der Buchstabierung und Formulierung erzeugt wortmalerische Konstrukte und vermittelt oft den Eindruck einer wörtlichen Rede. Dadurch entsteht eine starke Vertiefung in die Bildwelt, werden die Gedanken des Künstlers wie ein abstrakter Kommentar lesbar.