NO38 Heilige Idioten, idiotische Heilige

Eine Veranstaltungsreihe der Goldstein Galerie in Kooperation mit dem Dommuseum Frankfurt
Gerald Domenig, Novina Göhlsdorf, Kati Kroß, Mikael Ross, Bettina Schmitt, Stefan Scholz und Atelier Goldstein
Goldstein Galerie, Frankfurt am Main

9. Oktober–3. November 2019

Eine Veranstaltungsreihe der Goldstein Galerie
in Kooperation mit dem Dommuseum Frankfurt

Der pathologische Klang des Wortes Idiot und die damit verbundenen ausgrenzenden und abwertenden Attribute der Neuzeit stehen im Widerspruch zur eigentlichen Bedeutung des Idioten. Er gilt als Individuum, das auf allgemein gelehrtes Wissen verzichtet und stattdessen die Kraft der Einfachheit und Unvollkommenheit sucht. Idioten irritieren die etablierte Ordnung und stellen herrschende Prinzipien in Frage.

Damit geht diese Reihe auch auf die öffentliche Wahrnehmung von Menschen mit einer sogenannten Beeinträchtigung in der Gegenwart ein, zwischen Stigmatisierung und Vereinnahmung, zwischen Hass und Faszination.

Mittwoch, 9. Oktober 2019, 20 Uhr
Gerald Domenig
Melodrom
Ein Diavortrag des Frankfurter Künstlers Gerald Domenig

Donnerstag, 10. Oktober 2019, 20 Uhr
Stefan Scholz
Männer, die auf Säulen sitzen – ein Gespräch über Heiligkeit und Idiotie
Dr. Stefan Scholz (Rektor der Dom-Pfarrei St. Bartholomäus) im Gespräch
mit Dr. Bettina Schmitt (Direktorin des Dommuseum Frankfurt)

10.–19. Oktober 2019
Öffnungszeiten: Mittwoch – Samstag, 12–18 Uhr
Blättertisch
Gedanken, Bilder und Impulse zum Thema Heilige Idioten, Idiotische Heilige

Mittwoch, 23. Oktober 2019, 20 Uhr
Kati Kroß
Freaks als Stars – Christoph Schlingensiefs Freakstars 3000
Andauernd missbraucht und dazu gezwungen Behinderung darzustellen
Kati Kroß (Sozialpädagogin und Theaterwissenschaftlerin) reflektiert das Dilemma der Repräsentanz von Behinderung in der Kunst und Schlingensiefs Umgang damit.
Ein Vortrag, Filmszenen und ein Gespräch mit Jakob Hoffmann.

26. Oktober – 3. November 2019
Mikael Ross
Der Umfall und andere Geschichten
Eröffnung: Samstag, 26. Oktober, 19.00 Uhr
Öffnungszeiten: Mittwoch–Sonntag, 12–18 Uhr
Noel verliert seine Mutter und kommt nach Neuerkerode, einem Dorf, in dem Menschen mit Behinderung leben. Der Umfall erzählt wie Noel neue Freunde findet und lernt, den Verlust zu akzeptieren – traurig, überraschend und immer wieder sehr komisch.
„Unglaublich ist das Mindeste, denn ich kenne keinen Comic der letzten zehn, ach: zwanzig Jahre, der ungünstigere Voraussetzungen hatte – und aus dem etwas ähnlich Großartiges geworden ist.“ (Timur Vermes, Der Spiegel)
Eine Ausstellung von Mikael Ross, mit Arbeiten von Thomas Hoops, Danny Gmerek, Holger Denecke und Christoph Stark. Kuratiert von Jakob Hoffmann.

Donnerstag, 31. Oktober 2019, 20 Uhr
Novina Göhlsdorf
Von einer ‚tiefgreifenden Störung‘ zur ‚Superkraft‘? Autismus-Bilder im Wandel
Seit einigen Jahrzehnten wird Autismus zunehmend zum Thema – in Forschung, Öffentlichkeit und Populärkultur. Aktuelle Autismus-Debatten sind oft geprägt von Äußerungen autistischer Menschen. Auch dadurch wird seine Pathologisierung vermehrt hinterfragt. Viele halten Autismus nicht für eine Störung, sondern für eine zukunftsweisende Existenzform. Veränderungen im Blick auf den Autismus stehen im Mittelpunkt des Vortrags – auch weil diese Veränderungen Auskunft geben über gegenwärtige Ideen des Menschen und der Gesellschaft.
Novina Göhlsdorf ist Kulturwissenschaftlerin am Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Berlin.